Alles rund um das stille (?) Örtchen – WC in Japan
Warum die Toilette aus Japan so besonders ist
Ob ein längerer Japan Urlaub oder auf Städtetrip, früher oder später wird jeder das stille Örtchen aufsuchen müssen. Saubere, öffentliche Toiletten in Japan gibt es zum Glück reichlich. Ob in Einkaufsstraßen, an Sehenswürdigkeiten oder Tempeln die Toilette in Japan ist im Regelfall kostenlos und einfach auffindbar.
3 Arten der Toilette in Japan
In Japan gibt es drei verschiedene Arten von Toiletten. Die älteste und traditionelle japanische Toilette ist die Washiki toire, eine Hocktoilette, die einem einfachen Toilettenloch im Boden gleicht. Im Gegensatz zu vielen anderen, insbesondere südostasiatischen, Ländern bietet sie jedoch eine starke Wasserspülung sowie den Comfort von einem Wasserschlauch sowie Papier, die die Sauberkeit und Hygiene in Japan widerspiegelt.
Die traditionelle japanische Toilette ist die Washiki toire
Zudem sind in Japan ebenfalls die westlichen Toiletten verbreitet. Hier gibt es keinen Unterschied zwischen dem Toilettenbesuch auf Japanreise oder der heimischen Toilette in Deutschland.
Die häufigste Art der Toilette in Japan ist jedoch das Washlet. Mit den vielen Tasten und Funktionen macht dieses Dusch WC Japan zum Land der Hightech Toiletten. Das Besondere an dieser Toilette in Japan ist, dass sie mehr als nur ein Ort für das notdürftige Geschäft ist. Durch die Reinigungs- und Massagefunktion per Wasserstrahl, einer beheizten Klobrille oder die Wiedergabe von Geräuschen wird der Toilettenbesuch zum besonderen Reiseerlebnis. Einer der berühmtesten Hersteller der Washlets ist die Firma Toto aus Kitakyushu, weshalb selbst international der Begriff TOTO Toilette zu einem Synonym für japanische Toiletten geworden ist.
Japanisches Washlet
Knöpfe, Symbole und Tasten: Bedienung der Toilette in Japan
Die modernen Toiletten aus Japan haben im Gegenteil zu den Toiletten in Europa nicht einfach nur zwei Spültasten, sondern direkt ein ganzes Tastenfeld für die umfangreiche Bedienung. Die Hygiene in Japan ist zentraler Faktor, vor allem wenn es um das WC in Japan geht. Egal ob man auf Japanreise in einem Hotel, einem japanischen Gasthaus oder privat unterkommt, auf Toilette begegnen man einem Bedienfeld aus verschiedenen Tasten. Nahezu alle modernen Toiletten in Japan haben einen Druckknopf, der einen leichten Wasserstrahl auslöst. Dieser säubert den Intimbereich nach dem Geschäft. Hier lässt sich die Stärke sowie der Bewegungsmodus des Strahls individuell einstellen. Keine Sorge: das Wasser ist in den meisten Fällen angenehm warm - manchmal kann man die Temperatur auch nach Belieben anpassen. Alle Funktionen rund um die Intimdusche werden auch in Japan Bidet genannt und sind meist als Symbolbild gut erkennbar.
Viele Funktionen und Knöpfe an der japanischen Toilette
Nach der Intimdusche kann zum Trocken die Föhnfunktion genutzt werden. Diese Taste ist meist durch die englische Beschriftung „Dry“ gekennzeichnet. Oft ist ein Symbol von drei wellenartigen Linien auf die Föhntaste gedruckt, welche einen leichten Luftstrom andeuten sollen.
Für mehr Privatsphäre spielen viele besonders öffentliche Toiletten auf Knopfdruck Geräusche ab. Gerade auf Damentoiletten geht der Ton oft auch von alleine an - also nicht erschrecken, wenn sich die so genannte „Geräuschprinzessin“ (jap. Otohime) meldet. Ein weiterer Wohlfühlfaktor sind die Duftsprays, die unangenehme Gerüche überdecken. Hier kann auch einfach ausgetestet werden. Für alle Fälle hat jede Toilette in Japan einen einheitlich markierten Stoppknopf. Mit einem kleinen roten Quadrat, ähnlich wie das Stopp Zeichen wie man es aus der Musik kennt. Mit dieser Taste werden alle laufenden Anwendungen gestoppt.
Viele Features für einen Toilettengang, das kann beim ersten Besuch auf der Toilette in Japan überfordern. Kleine, aber angenehme Grundfunktionen als Einstieg in die japanische Hightech Toilette können für den Anfang erstmal ausreichen. Dazu gehört vor allem beheizte Klobrille. Oftmals geschieht diese Funktion schon automatisch bei der Verwendung der Toilette.
Vor den Badezimmern von japanischen Hotels, Fitnessstudios oder bei vielen einheimischen Japanern zu Hause stehen extra Schuhe. Hier nicht ins Fettnäpfchen treten und lieber die Schuhe wechseln. Denn diese sind speziell für den Besuch im Badezimmer bestimmt, denn dieses gilt noch für viele als unreiner Ort.
Der Toilettengott für die Hygiene in Japan
Schon gewusst, dass auf jeder japanischen Toilette ein Toilettengott lebt? Heute ist der Glaube an den Gott im Badezimmer nicht mehr so weit verbreitet, trotzdem hat dieser bis heute Spuren hinterlassen. Denn der Ursprung der besonderen Achtung der Toilette in Japan liegt in der Ehrung der Toilettengötter. Außerdem ist die Art der Toilettennutzung im Glauben und in kulturellen Bräuchen der Japaner verankert.
Kawayagami, auch bekannt als Benjogami oder Toire no Kamisama, ist der Hausgott des Badezimmers und damit auch der Toilette. Aus Respekt vor dem Gott wurde früher vor dem Betreten des Badezimmers gehustet. So konnte sich, das sagen zumindest die Japan Einwohner, der Gott vor dem Betreten des Badezimmers verstecken. Der Toilettengott als wichtiger Gott, der im Privatbereich des Hauses lebt, wurde von den Japanern sehr ernst genommen. Praktiken wie das Aufstellen kleiner Gottesregale, Kamidana genannt, oder das Aufhängen von Talismanen im Badezimmer waren üblich. Allem voran stand das sauber und ordentlich halten des Badezimmers, was sich bis heute gehalten hat.
Dem Gott der Toilette aus Japan wurden ebenfalls Einfluss auf Fruchtbarkeit und Nachkommen zugeschrieben. Daraus entstand der Aberglaube, dass Familien mit einer sauberen Toilette gutaussehende Nachkommen bekommen würden und gegenteilig Familien mit einer verschmutzen Toilette.
Die Toilette in Japan als Safe Space
Japan gilt als eines der sichersten Länder weltweit. Trotzdem galt vor allem zur Edo Zeit die Toiletten aus Japan als gefährlicher Ort. Das liegt daran, dass die Toiletten früher separat vom Haus gelegen waren und entweder ein tiefes Loch genutzt wurde oder die Japaner einen Holzbretterverschlag über einem Fluss als Toilette verwendet haben. Bei Dunkelheit und fehlendem Gleichgewicht wurden diese frühen japanischen Toiletten schnell zum Verhängnis. Daraus entstand die Secchin Mairi Tradition. Diese besagt, dass japanische Eltern am siebten Tag ihr Neugeborenes nach draußen zu potenziell gefährlichen Orten wie einer Feuerstelle, einem Brunnen oder eben der Toilette bringen sollen. Damit sollten die japanischen Babys vor den Gefahren dieser Orte geschützt werden. Was sich aus dieser Toiletten-Tradition gehalten hat, ist dass die Japaner alle Toiletten in Japan sauber und ordentlich halten. Alle sollen sich sicher und wohl fühlen.
Toiletten aus Japan als Kunstinszenierung
Auf Japanreise in Tokyo dürfen die ganz speziellen Toiletten der Hauptstadt Japans nicht fehlen. Im Rahmen der Kampagne „The Tokyo Toilet“ sind 17 einzigartige öffentliche Toiletten von 16 Künstlern erneuert und designt worden. Manche von ihnen sind unscheinbar und fügen sich in das Stadtbild ein. Andere sind besonders modern gestaltet. Die Toilettenkabinen in Haru-no-Ogawa Community Park und im Yoyogi Fukamachi Mini Park scheinen auf den ersten Blick völlig blickdicht. Sobald sie jedoch zur Verwendung kommen und ihr Türschloss einrastet, wird das bunte Glas milchig und verspricht völlige Privatsphäre.
Eine ganze besondere Toilette in Japan, speziell für Frauen, ist im Café HiPoPoPaPa in Akashi, in der Präfektur Hyogo zu finden. Hier tauchen die Toilettenbesucherinnen in ein Aquarium ein und sind von vielen exotischen Fischen umgeben.
Ein eigenes Toilettenmuseum gibt es auch! Nicht ganz überraschend, ist es das Museum der Firma TOTO in Kitakyushu. Wer also alles über japanische Toiletten lernen möchte - und das in einem futuristischen Gebäude -, sollte das TOTO Museum besuchen.
Die Global Gallery im TOTO Toilettenmuseum in Kitakyushu
Von wegen stilles Örtchen. Die Toilette in Japan ist viel spannender als auf den ersten Blick erwartet.